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Trainingslager Huttwil 2022 – eine kleine Geschichte, wie alles begann und ein Rückblick auf das Lager

Trainingslager des TVL in Huttwil 2022 – Eine kleine Geschichte wie alles begann und ein Rückblick auf das tolle Lager

Ob wir das Trainingslager 2022 durchführen konnten oder nicht, war lange nicht sicher. Die beiden letzten Lager 2020 und 2021 mussten wir ausfallen lassen und die Covid19-Fallzahlen zu Beginn des 2022 waren sogar noch höher als vorher. Was es schlussendlich für eine Durchführung brauchte, waren Lockerungen seitens der Regierung. Diese kamen für uns dann noch gerade rechtzeitig. Aber wie kam es überhaupt dazu?

Nachfolgend zeige ich auf, was Anfang Februar so passierte (leicht satirisch, bitte nicht ganz so ernst nehmen 😉 .

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Bern, Mittwoch den 16. Februar 2022, Büro von Herrn Berset, Bundesrat. Es klopfte kurz und die schwere Tür öffnete sich mit einem lauten knurren. Die Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit blickte durch den offenen Türspalt.

«Alain, tu es là?», fragte sie vorsichtig.

«Naturellement, Anne. Ich bin an der Arbeit. Dieses Virus macht mir mehr Arbeit als mir lieb ist», antwortete Herr Berset leicht gereizt und stellte das leere Weinglas auf den Beistelltisch. «Übrigens Anne, du hast deine Maske nicht korrekt an. Korrigier das bitte».

Anne rückte sofort ihre Maske in die korrekte Position. «Alain écoute, wir haben ein Problem. Der TV Lützelflüh Athletics fragt uns nun sicher schon das 20igste Mal an, wie das jetzt mit den Lockerungen aussieht. Sie möchten gerne ihr Trainingslager mal wieder durchführen. Sie mussten 2020 und 2021 ausfallen lassen. Übrigens Alain, du hast gar keine Maske an».

«TV was? Lützelflüh? C’est quoi ça? Und übrigens Anne, ich verstehe dich so schlecht unter dieser Maske».

«Der TV Lützelflüh Athletics», schrie die Direktorin den Bundesrat an. «Ein Leichtathletik-Verein ‘très sympathique’ aus dem schönen Emmental. Sie möchten gerne im April ihr Trainingslager durchführen. Sie wissen aber immer noch nicht, ob das jetzt möglich ist. Die Fallzahlen aber steigen und steigen. Alain, que pouvons-nous faire?». Die Direktorin wirkte nun leicht verzweifelt.

Der Bundesrat stand langsam auf und ging auf die Direktorin zu. Als er vor ihr stand, nestelte sie etwas nervös an der Maske herum und prüfte mehrmals, ob alles perfekt sitzt.

«Anne, zieh doch deine Maske ab, dann musst du nicht so schreien. Écoute, das ist tatsächlich ein Problem. Warum bist du nicht schon lange zu mir gekommen?»

Die Direktorin antwortete harsch, «ich habe dir dies schon ein paarmal gesagt, du hast immer geantwortet ‘Bitte bleiben sie zuhause’».

Herr Berset wollte sie sofort zurechtweisen, stockte aber. «Anne, es tut mir leid. Für den TV Lützelflüh Athletics mit den vielen motivierten Kids ist das wirklich nicht toll. Ordne bitte sofort für Morgen Donnerstag eine Pressekonferenz an. Wir werden sofort Lockerungen verkünden. Ich werde mit meinen Bundesratkolleginnen und -kollegen sprechen. Allez, allez, tout de suite».

Die Direktorin stand kurz etwas verblüfft da, drehte sich um und eilte sofort zur Türe hinaus.

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Wie wir alle wissen, wurden tatsächlich am nächsten Tag die Covid19-Lockerungen bekannt gegeben und das sportliche Leben im TV Lützelflüh konnte wieder seinen gewohnt normalen Gang übernehmen. Das Trainingslager 2022, das so lange auf der Kippe stand, konnte nun definitiv durchgeführt werden.

So, oder so ähnlich, wie es oben in der Geschichte beschrieben wurde, könnte es damals abgelaufen sein, in den hohen Hallen zu Bern. Vielleicht auch nicht ganz genauso. Aber egal. Tatsache war jedenfalls, dass am Sonntag, 10. April 2022, 26 topmotivierte Sportlerinnen und Sportler, 7 Leiterinnen und Leiter und unser Chef bereit zur Abfahrt nach Huttwil standen.

Abfahrt, erster Tag:

Die Taschen wurden in den Anhänger verladen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stiegen in die beiden Busse ein.

Wenige Minuten Busfahrt später trafen wir im Sportzentrum im «Black-Creek» zu Huttwil ein. Huttwil war zum Handkuss gekommen, da uns Willisau in diesem Jahr keine Plätze anbieten konnte. Anschliessend war Zimmerbezug angezeigt und die Kids stürmten das erste Mal die Räumlichkeiten. Bereits hier zeigte sich, dass der Entscheid pro Huttwil nicht der Schlechteste war.

Nach der ersten Verpflegung startete auch bereits das erste Einlaufen mit einem OL in der Anlage. So konnten die Kids die gesamte Aussenanlage schon mal erkunden. Danach war Staffeltraining für alle Altersklassen angesagt. Hier zeigten die Kids bereits zum ersten Mal, dass sie nicht zum herumstehen ins Trainingslager gekommen waren, sondern zum Training. Nach der Theorie direkt auf der Bahn konnten bereits die ersten Rennen durchgeführt werden. Nicht immer klappte alles nach Plan, aber es konnten tolle Stabwechsel beobachtet werden.

Der erste Tag wurde mit Abendessen, Spiel und dem ersten Einstudieren des J+S Jubiläumstanz abgeschlossen. Jugend und Sport Schweiz (J+S) kann im 2022 sein 50ig jähriges Jubiläum feiern. Darum wurde ein Jubiläumstanz ins Leben gerufen. Wenn Vereine diesen Tanz einstudieren und J+S zusenden, wird ein fixer Betrag als Teil der Kosten des Trainingslagers von J+S übernommen. Dies sollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Das Tanzen war dann logischerweise nicht jedermanns Sache, aber alle Kids machten tadellos mit.

Tag 2

Tag 2, Montag in Huttwil, 6.45 Uhr. In allen Zimmern schepperten die Wecker. Einzelne hatten gut geschlafen, einige weniger gut, wenige fast gar nicht. Nichtsdestotrotz mussten alle aufstehen. Um 7 Uhr stand mit dem Footing bereits der erste Programmteil auf dem Plan und das vor dem Frühstück. Was für ein toller Start in den Tag. Danach schmeckte das Frühstück gleich viel besser.

Mit Brot und Müesli im Magen und Energie in den Muskeln, ging es dann in die Disziplin-Trainings. U10/U12 machten am Vormittag Hochsprung und Ballweitwurf, am Nachmittag Hürdenlauf. U14/U16 machten Hürdenlauf, Weitsprung und Hochsprung. Am Einsatz der Kids hatten die Leiter nichts auszusetzen. Wie es im Sport halt so ist, gab es zum Teil enttäuschte Gesichter, wenn man die Weiten oder Höhen der letzten PB nicht erreichen konnte oder es gab Freudenschreie, bei einer neuen Höchstweite oder Bestzeit. Man konnte auf der ganzen Anlage Eindrücke aus dem «Trainingsalltag» mithören. «Du muesch meh abspringe!», «Lüpf die Scheiche!», «Super gmacht, vo jetzt ah immer so!», «Macht nüt, nächst mau klappets!», «Nicole, darf ig uf ds WC?»…

Nach dem Auslaufen, Freizeit und dem Abendessen war Theorie zum Thema Ernährung auf dem Programm. Celina erklärte den Kids auf spielerische Art und Weise, was die Lebensmittelpyramide so aussagt und wieviel Zucker sich in diversen Getränken befindet. Auch den Erwachsenen wurde mal wieder aufgezeigt, dass alkoholische Getränke und Schokolade nicht zwingend zu den Grundnahrungsmitteln gehören.

Anschliessend ging es in die Nachtruhe über, die mit ein paar Extra-Einladungen schliesslich noch einigermassen planmässig erreicht werden konnte.

Tag 3

Tag 3, Dienstagmorgen. Guten Morgen Huttwil. Im Leiterzimmer wurde bereits kurz nach 6 Uhr (von «nicht ganz unbekannten» Personen) ein ausserplanmässiger Lärm organisiert. Professionell, wie Leiter halt so sind, liessen sie sich dadurch nicht stören und schliefen einfach weiter.

Um 7 Uhr war dann wieder Vor-Frühstück-Sport angesagt. Die Kleineren konnten auf Platz ein Aufwärmtraining absolvieren, für die Grösseren ging es auf die 3km Jogging-Runde durch den Huttwilwald. Das Footing wurde von allen problemlos absolviert, wie sie nie etwas anderes gemacht hätten. Das anschliessende Frühstück war jedenfalls mehr als verdient.

Bei den Disziplin-Trainings standen am zweiten Tag anstrengende Themen auf dem Stundenplan. Weitsprung, Ballwurf und 1000m bei den U10/U12, Speerwurf, 1000m und Kugelstossen bei den U14/U16, unterbrochen nur durch das Mittagessen. Vor allem 75 Minuten 1000m Training war kein Zuckerschlecken. Viel Laufen, am Nachmittag bei fast sommerlichen Temperaturen. Die Kids machten professionell mit, gingen an ihre Grenzen. Alle hatten sich Hochachtung bei den Leitern verdient. Ein kleiner Muskelkater am Folgetag lag durchaus im Bereich des Möglichen. Randbemerkung: Trotz viel Lauftraining nahmen ein paar Sportlerinnen und Sportler beim Auslaufen nochmals die 3km durch den Huttwilwald unter die Beine, andere hatten immer noch Energie für ein Fussballspiel. Da fragte man sich doch als Leiter, wo nahmen die Kids diese Energie her?

Eine Antwort könnte die ausgezeichnete Leistung des Küchenteams sein. Karin, Anita, Sandra und Doris zauberten uns allen täglich, immer pünktlich und immer tadellos Frühstück, Mittagessen, Abendessen und Zwischenverpflegung auf den Tisch. Es fehlte uns an Nichts, es hatte immer genug und es schmeckte immer hervorragend. Vielen herzlichen Dank für den Einsatz und die erbrachte Leistung. Bravo.

Nach dem Abendessen wurde eine Runde «Kahoot!» gespielt. Gemischte Gruppen von Gross bis Klein beantworteten Fragen (manchmal nicht ganz ernst gemeinte) rund um den Sport und um den TVL. Auch wenn die Nachtruhezeit in einzelnen Zimmern nicht ganz eingehalten werden konnte und ein paar Extra-Einladungen zusätzlich verschickt werden mussten, kehrte in Huttwil die verdiente Ruhe ein.

Tag 4

Tag 4, Mittwochmorgen. Kaum hatte das Trainingslager begonnen, schon brach der letzte Tag an. Die Zeit verging in Huttwil gefühlt schneller als sonst. Dies lag sicher auch an dem hervorragenden Wetter, welches wir gebucht hatten. Startprogramm in den Tag war diesmal nicht das Footing, sondern Koffer packen und aufräumen. Alles musste bereit sein, für die Abreise am Nachmittag. Harte Arbeit. Und das vor dem Frühstück.

Disziplinen-Training gab es nur noch am Vormittag. Sprint und Kugelstossen bei den U10/U12, Sprint und Ball-/Speer-/Schleuderballweitwurf bei den U14/U16. Nochmals gab es vollen Einsatz von allen Beteiligten. «Nimm dä Arm ufe!», «Schön d Hüfte ydräie, ja genau so!», «Dürezieh, dürezieh…!», «Zrüggstah bim Speerwurf!», «Nicole, darf ig uf ds WC?»…

Würdevoller Abschluss des Trainingslagers bildete aber am Nachmittag der vereinsinterne Kids Cup mit Sprint, Ballweitwurf und Weitsprung. Der Wettkampf wurde durch einen Differenz-Wettkampf ergänzt, wo alle Altersklassen die gleichen Chancen auf den Sieg hatten. Bei den Disziplinen Sprint, Ball, Weit und 400m mussten die schlechtesten Weiten/Zeiten so nah wie möglich an den besten Weiten/Zeiten liegen. Heisst, alle mussten bei den Disziplinen mind. zwei Zeiten / Weiten erkämpfen. Nur so konnte man gewinnen. Bei dieser Art von Wettkampf konnte man natürlich auch mit etwas weniger Einsatz Sieger werden, aber die Kids zeigten, dass viel Ehrgeiz in ihnen steckte. Sie gaben wiederum Vollgas.

Nach der Rangverkündigung gab es nur noch etwas zu tun. Gepäck verladen, einsteigen in den Bus und Heimfahrt nach Lützelflüh. Dort wurden wir schon freudig von vielen Angehörigen erwartet.

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Was danach passierte (nicht bestätigt):

Bern, Büro der Bundesrätin des VBS, Mittwochabend:

«Viola, tu es là?». Bundesrat Berset steckte den Kopf durch die Türe der Bundesrätin.

«Alain, salut. Du immer noch bei der Arbeit? Muss die Armee wieder aushelfen? Ich bin immer etwas verunsichert, wenn du mich um diese Zeit persönlich aufsuchst». Die Bundesrätin für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport stellte sich gedanklich bereits auf eine Nachtübung ein.

«Non, non, calme-toi. Alles gut. Ich wollte dich nur fragen, ob du dir vorstellen könntest, mir dein Departement für Sport abgeben zu wollen? Sport ist eine wundervolle Sache, die viel Spass macht und hilft, gesund und fit zu bleiben. Es geht ja dabei auch um Gesundheit, wie in meinem Departement, nur halt viel friedlicher und plus sympatique».

«Alain», sagte die Bundesrätin und lächelte Herr Berset zu. «Ich werde mir das überlegen. Aber du weisst ja, wie lange so eine Entscheidung bei uns geht, nicht wahr?».

«Oui, je sais… malheureusement», sagte der Bundesrat und ging mit gesenktem Kopf wieder aus dem Büro.

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Danke:

Der Vorstand des TV Lützelflüh Athletics möchte sich an dieser Stelle bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für den super Einsatz bedanken. Dies gilt ebenso für das tolle Küchenteam und die Leitertruppe. Wir waren froh, dass keine Unfälle passiert waren und dass sich alle mehrheitlich an die Regeln gehalten haben. So konnten wir alle das Lager geniessen und freuen uns bereits auf das Lager 2023, sofern…

… nein, an das wollen wir gar nicht denken.

24.04.2022 / Päscu

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